Die Überschrift hat nichts mit Dostojewskis Spieler zu tun, nichts mit Hans Falladas Trinker von 1944, höchstens mit Harald Juhnke, der bekanntlich Berliner war und Trinker wurde. Der perfekte Protagonist für die Verfilmung von Toelle/ Plenzdorf und um die medienwirksame Krankenversicherungsstudie der DKV ab absurdum zu führen.
Doch zunächst möchte ich klein und verständlich anfangen:
In Berlin lässt es sich wirklich lässig leben. Wenn man solvent ist, natürlich noch lässiger.
Aber auch prekär wird man einigermaßen in Ruhe gelassen, denn man ist ja nicht allein und somit kein bunter Hund, zumindest hier in der Hauptstadt verhält es sich so.
Dies lässt sich unter anderem sehr gut an der alljährlichen Selbstfeierei Berlins ersehen, wenn es sich auf der Organisationszielgeraden zur Berlinale befindet. Was sich da für Leute rumtreiben!! Überall Straßenzeitungsverkäufer, Musikanten und Almosen-Forderer, die von der kosmopolitischen Solvenz der Berlinale Besucher einen Euro-Groschen abhaben wollen.
(Die halten sich wenigstens wieder d’ran, an die ihnen gebührende Bescheidenheit, anders als in den 70/ 80ern, die auf eine der Yorck-Brücken den äußerst markanten Satz gesprüht haben: „Wir wollen kein Stück vom Kuchen, wir wollen die ganze Bäckerei!“)
Vielleicht sollte ich die Gruppe der Taxifahrer mit einbeziehen. Obwohl es sich bei dieser Spezies etwas anders verhält. Mit mehr als 9700 Organisierten, bilden sie eine dienstleistende Schwarmintelligenz, die auswärtigen Berlinale Besucher zu schröpfen.
Die Fashion Week hätte sich ja auch super für diesen berlin-typischen Eigen-Hype hergegeben, hatte letztes Jahr auch einen enormen Hype-Aufschwung, doch für dieses Jahr gab es hier wohl einen Hype-Dämpfer. Muss an irgendwelchen Unstimmigkeiten wegen der Insolvenz der Bread’n’Butter liegen. Dadurch ist sie aber bescheidener in der medialen Wiederaufarbeitung, was aber nicht wirklich gewollt gewesen sein kann.
Ich mische mich also auch dieses Jahr wieder unter das solvente Berlinale-Besucher-Volk, ohne ein Teil derer zu sein, die bis zu 310€ pro Tag ausgeben werden.
Ja, es ist wieder soweit und mein Freund M ist auch diesmal wieder nicht dabei!
‚Ach M, wie hatten wir es schön, damals, anno 2010, als wir der Kälte die eiskalte Stirn boten und uns Film um Film in unsere cineastisch ausgemergelten Köpfe einbauten…‚
Aber das nur am Rande, es hat ja auch niemanden zu interessieren, außer ihn und mich.
Aber es ist überdies eine gute Überprüfungsmöglichkeit, ob er, M, diesen Prä-Berlinale Eintrag überhaupt registriert haben wird.
Der Tagesspiegel, den die Briten hier 1945 etablierten, bringt jeden Morgen sein recht neues Format Checkpoint unter die Leute.
Den kann man sich, zum Beispiel als reflektierender Berliner, auch ganz problemlos als Newsletter ins Haus bzw. auf das web-fähige Gerät holen und wird für ein paar Minuten sehr ironisch, manchmal auch sarkastisch, über das Neueste in und um Berlin unterhalten.
Für Köln gibt es solch eine Kolumne, wie diesen Berliner Checkpoint, noch nicht.
Das wünsche ich mir!
Also registriere ich, wenn ich in Berlin verweile, jeden Tag aufs Neue, wie viele Tage der BER bereits seine Türen schon über das erste Eröffnungsdatum hinaus verschlossen hält: 971.
Das sind viele. 30 mal mehr Euros verschwinden allerdings jährlich auf das Konto von Ex-BER-Sprecher Schwarz für seine Fähigkeit, als Honorarprofessor unsittlich von seiner Managerposition enthoben worden zu sein.
Nun stellt sich die Frage, wie er, Herr Schwarz, sein monatliches Gehalt von schlappen 30 Tausend Euros zzgl. Spesen unter die Leute bringt? Trinkt er? Sitzt er viel? Wird er wohl,
wenn er viel trinkt. Also ich würde viel trinken, wenn ich durch Wowi Privatier geworden wäre und es mir leisten könnte. Ich würde mich über diesen Schildbürgerstreich wahrscheinlich wahnsinnig freuen, aber ich hätte auch ein schlechtes Gewissen. Leider entzieht es sich meiner Kenntnis, ob ihn ein schlechtes Gewissen plagt und er seine Honorarprofessur mit derselben, steten Leidenschaft weiter verfolgen kann?
Ich hätte in seinem Fall ein richtig schlechtes Gewissen, Studenten etwas von Flughafenlogistik zu erzählen und dafür wiederum Geld zu kassieren. Und jetzt neuer Flughafen-Chef? In Rostock-Laage? Mir bliebe doch nur das Saufen.
Laut einer DKV-Studie haben die Berliner einen Meistertitel im Sitzen zu saufen!
Dagegen sollen sie sich aber überdurchschnittlich gesund ernähren und, ebenso von der Bundesmasse enthoben, recht gestresst sein.
Ich wollte beim gestressten Saufen bestimmt nicht stehen. Die Möglichkeit des tiefen Falls wäre viel zu hoch!!
Generiert dies daraufhin den daraus logischen Schluss, wer übermäßig Alkohol konsumiert,
dazu auch noch übermäßig rauche, könnte nicht gelassen bleiben???
Das, liebe DKV, kann ich nicht als seriös erachten.
Der Berliner trinkt, um nicht noch gestresster zu sein!
Und überhaupt: Schon mal einen Trinker gesehen, der nicht raucht oder geraucht hat??
Oder glauben Sie etwa, Herr-Ex-BER Vorstand Schwarz rauche? Mir ist nämlich aufgefallen, wer nicht raucht, im Allgemeinen schlauer scheint. Hätte Herr Schwarz diese Schläue gezeigt, wenn er rauchen würde?
Liebe Raucher, ich darf dies hier niederschreiben, denn ich rauche selbst,
wenn auch mittlerweile sehr wenig, jedoch frage mich von Zeit zu Zeit, ob ich nicht noch schlauer würde, wenn ich das Rauchen komplett bleiben ließe?
Ja, ich weiß, jetzt werde ich wieder mit Leserbriefen über meine faschistoide Aussage gegenüber Rauchern bombardiert und ich muss diese leider alle selber beantworten, weil ich keinen Sprecher bzw. keine Sprecherin habe.
Und kommen Sie mir nicht mit Bundeskanzler a.D. Schmidt, Hemingway oder Hanna Arendt. Bleiben Sie mir fern mit dieser uralten dialektischen Schrift von Rüdiger Suchsland.
Erwähnen Sie nicht Wiglaf Drostes Die Rauchende Frau.
Es ist lediglich der Versuch, sich das eigene Laster schön zu schreiben…
Auch den Clooney-Film Good Night and Good Luck, werde ich als Beweismittel nicht zulassen, denn alle und alles Erwähnte, sind Existenzen ihrer Zeit,
als das Rauchen noch en vogue war.
Doch eines lässt sich recht sicher behaupten: Wer raucht trinkt. Auch gerne übermäßig –
ist keine Spaßbremse, zu zahlreichen gemeinsamen, auch sitzenden Runden bereit.
Denn gesellig ist der rauchende Mensch an den Alkohol gebunden; seit langem schon in buchbaren Limousinen, weil auf Amerikas Straßen das Rauchen verboten ist.
Vor 20 Jahren spielerisch bei Skat und Co im Wirtshaus, vor 160 Jahren aufklärerisch diskutierend in den aufkommenden frühklassizistischen Rauchersalons, heute in hippen Retro-Vintage-Bars, die in Szenekiezen die Nachfrage nach Coolness bedienen.
Und noch ein DOCH:
Benötigt man dazu wirklich eine Versicherungsstudie, die noch dazu alleinig auf der Selbstauskunft der Probanden, sprich Befragten, beruht, um festzustellen, dass der freischnäutzige Berliner, die Molle und den Korn für überlebenswichtig hält in einer Stadt, die vom prekären Ostlohn-Niveau geprägt ist und hinter jeder Ecke eine neue Unsicherheit bereithalten könnte?